Der Begriff "Mobilitätsgerechtigkeit" hat schon einige Jahre auf dem Buckel und in dieser Zeit bereits verschiedene Verwendungen gesehen. So führte z.B. die Deutsche Bahn 2012 die "mobilitätsgerechte Toilette" ein. Im gleichen Jahr erklärte die Zeitschrift "Focus" den Begriff als "Gerechtigkeit gegenüber der Mobilität". In dieser Sektion des Klimaplans von unten hingegen werden Maßnahmen zur Diskussion gestellt, die eine gerechte Ausübung von Mobilität im Rahmen eines globalen 1,5 Grad-Ziels zum Ziel haben. Anstatt also zum Beispiel allen Menschen grundsätzlich das Fliegen oder Autofahren zu verbieten, suchen wir hier nach Wegen, verantwortungsvoll - der Natur und ihren begrenzten Ressourcen, sich selbst und anderen Menschen gegenüber - mobil zu sein. Anstatt für die eigene Mobilität das größt- und schnellstmögliche Fahrzeug zu nutzen, gilt die Herausforderung für uns alle zu lernen, sich zweckentsprechend energieeffizient zu bewegen und dies stets mit Blick auf die Konsequenz für den gesamten Globus. Das heißt, anstatt nur an meine Vorteile oder Bequemlichkeit durch Mobilität zu denken, müssen wir an die Erfordernisse und Auswirkungen im regionalen und überregionalen, ja globalen Maßstab denken.
Ein Beispiel: Während eine Person aus einer Favela in einer südamerikanischen Metropole oftmals gezwungen ist, jegliche zur Verfügung stehende Transportform zu nutzen, um nicht selten lange Arbeitswege zu bestreiten, bestehen für viele Menschen in Deutschland Alternativen für die Gestaltung ihrer individuellen Mobilität.
Auch dazu ein Beispiel: Ich bin es vielleicht gewohnt, mit meinem Auto täglich zur Arbeit zu pendeln. Während der Autofahrt kann ich Telefonate erledigen, Musik hören, mit meinem mitfahrenden Kind sprechen. Meine Arbeitsstelle ist aber auch durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erreichbar. Diese Option ist zwar verbunden mit einem zeitlichen Mehraufwand, der aber für mich machbar ist: Auch im ÖPNV kann ich telefonieren, Musik hören und mich mit meinem mitreisenden Kind unterhalten. Ich habe aber auch ein e-Lastenrad in der Garage stehen, mit dem ich sogar schneller als mit Auto oder ÖPNV auf Arbeit bin. Allerdings muss ich auf das Telefonieren verzichten oder dafür mein Rad kurz stoppen. Warum also bin ich noch nicht konsequent umgestiegen, sondern belasse es bei sporadischer Radnutzung, wann immer mich mein schlechtes Umweltgewissen bedrückt? Vielleicht finden sich in den unten genannten Maßnahmen Imformationen, uns von der Notwendigkeit zu überzeugen, unsere ach so geliebten Mobilitätsgewohnheiten nicht nur zu überdenken und "anzutesten", sondern schon bald nachhaltig - also verantwortungsvoll - zu verändern.
Grundsätzlich muss die Diskussion einer reinen Umstellung auf E-Mobilität (bei unverändertem Konsum) kritisch hinterfragt werden. Es gilt, die gesamten sozioökologischen Kosten der Herstellung und Nutzung elektrisch betriebener Fahrzeuge miteinzubeziehen (Extraktion notwendiger Ressourcen für Batterien, Produktion etc.), beispielsweise den 'ökologischen Rucksack' eines Neuwagens, nicht nur dessen Energieverbrauch nach der Inbetriebnahme zu berechnen. Es bedarf einer weitestgehenden Umstellung auf öffentliche Verkehrsmittel anstelle von privaten Fortbewegungsmitteln, ebenso wie es in allen anderen Bereichen eine grundlegende Änderung unserer tendenziell ausgeprägt ressourcenbelastenden Lebensweise geben muss. Ein grüner → Kapitalismus kann dem Klimawandel nicht wirksam - also sozial gerecht - entgegentreten, sondern führt global gegebenenfalls sogar zu einer Verstärkung der bereits bestehenden sozialen Probleme.