Integrierte Quartiersversorgung
Was ist das Problem?
Wenn Solaranlagen gebaut werden, ist ihre Stromproduktion nicht immer auf den Verbrauch abgestimmt. Bei Eigennutzung des Stroms innerhalb des Gebäudes oder Quartiers wird deshalb oft ein unnötig großer Teil des Stroms ins Netz eingespeist, anstatt effizient vor Ort verbraucht zu werden. Bisher wurden innovative Konzepte, die durch die Integration von PV-Direktlieferung, Speicher und → Elektromobilität Sektorenkopplung schaffen, vorwiegend in Form von Pilotprojekten umgesetzt. Die Rahmenbedingungen für die Lieferung von Solarstrom an Mieter*innen sind weiterhin schwierig und die Abrechnung komplex, die von der Bundesregierung versprochenen Erleichterungen durch Mieter*innenstrom-Gesetze sind bisher nicht ausreichend, um zu einem Durchbruch solcher Projekte zu führen[1].
Was ist die Maßnahme?
Photovoltaikanlagen auf Mehrfamilienhäusern können von Dritten (z.B. Energiegenossenschaften, Stadtwerken oder Projektierern) gemeinsam mit einem Mieter*innenstrom-Modell, einem Stromspeicher und Ladesäulen für Elektroautos geplant und umgesetzt werden. Dadurch wird die Nutzung des produzierten Stroms vor Ort maximiert.
Wie kann die Umsetzung aussehen?
Am Beispiel der Heidelberger Energiegenossenschaft soll aufgezeigt werden, wie eine integrierte Quartiersversorgung aussehen kann. Die HEG hat Photovoltaikanlagen mit insgesamt 67 kWp (Kilowatt Spitzenleistung) auf den Dächern von zwei Wohnprojekten in der Heidelberger Südstadt installiert. Der erzeugte Solarstrom wird vorrangig von den dort Wohnenden als Mieter*innenstrom direkt verbraucht. Zudem sorgt ein Stromspeicher dafür, dass überschüssiger Solarstrom gespeichert und die Nutzung in Zeiten verschoben werden kann, in denen der Bedarf die Erzeugung übertrifft. Auch die Ladesäule für Elektroautos stellt eine Puffermöglichkeit dar und erhöht den Anteil des innerhalb des Quartiers genutzten Sonnenstroms vom eigenen Dach. Über den Strom aus den Photovoltaikanlagen hinaus werden den Bewohner*innen weitere Dienstleistungen angeboten: Beispielsweise die Nutzung von E-Mobilitätsangeboten, eine transparente Darstellung des Energieverbrauchs sowie die Möglichkeit, sich über die Energiegenossenschaft finanziell an den Anlagen vor Ort zu beteiligen.[2]
Wie wird damit dem Klimawandel entgegengewirkt?
Das Quartierskonzept verhilft den Wohnprojekten zu einer nachhaltigen und dezentralen Stromversorgung. In Kombination mit dem elektrischen Speicher und der Batterie des Elektroautos wird eine teilweise autarke Stromversorgung ermöglicht, die vollständig auf erneuerbaren Energien beruht. So wird der Anteil an Strom aus dem Netz, der aktuell immer auch einen Anteil an klimaschädlichem Strom aus fossil-atomaren Energieträgern beinhaltet, minimiert.
Welche anderen Effekte hat die Maßnahme?
Durch den ganzheitlichen und gemeinschaftlichen Ansatz und die integrierte Planung durch die Genossenschaft in Kooperation mit den Wohnprojekten können Kosten in der Anschaffung und im Betrieb gespart, aber auch die Gemeinschaft gestärkt werden. Durch ein breiteres Angebot an Dienstleistungen (Ladesäule, E-Carsharing) sowie die aktivierenden gemeinschaftlichen Elemente (gemeinsamer Netzanschluss, Lastenrad und effiziente Geräte) wird die → Energiewende zu einem Motor für das soziale Miteinander.
Wie schnell kann die Maßnahme umgesetzt werden?
Es gibt Beispiele erfolgreicher integrierter Quartiersversorgungen. Das Wissen und die Erfahrung wird auch in Schulungen weitergegeben, sodass eine Umsetzung durch weitere Akteure überall in Deutschland möglich ist und sofort gestartet werden kann.
Weiterführende Literatur, Quellen
- https://www.euwid-energie.de/mieterstrom-hemmnisse-potenziale-und-ausblick/, 2019, abgerufen 4.2.2020
- https://heidelberger-energiegenossenschaft.de/projekte/solarprojekte/quartiersversorgung-suedstadt, abgerufen 4.2.2020